Umrüsten eines Dual HS 132 von Kristall- auf Magnet-Tonabnehmer

Bei den meisten Dual Kompaktanlagen (Plattenspieler mit eingebautem Verstärker) ist der Plattenspieler mit einem Kristall-Tonabnehmer versehen. Da diese Art von Tonabnehmern eine höhere Ausgangsspannung als Magnet-Tonabnehmer haben, werden keine Phonovorverstärker benötig, was Kosten und damit Aufwand reduziert. Aus diesem Grund bevorzugten auch andere Hersteller den Einsatz von Kristall-Tonabnehmern bei einfacheren Kompaktanlagen.

Was für die Hersteller eine Kostenersparnis, und damit niedrigere Preise für den Kunden bedeutete, hatte jedoch auch Nachteile für den Vinyl-Freund der 80er Jahre und davor.

Der Klang

Beim Schneiden einer Schallplatte werden tiefe und hohe Frequenzen unterschiedlich angepasst, um den Abstand der Rillen zu optimieren (und auch das Rauschen zu verringern). Tiefe Frequenzen werden abgeschwächt, hohe Frequenzen angehoben.

diesen Vorgang bei der Wiedergabe rückgängig zu machen, wird eine Entzerrer-Stufe nach RIAA benötigt. Diese wird bei Magnet-Tonabnehmer meist im notwenigen Phonovorverstärker integriert.

Da bei einem Kristall-Tonabnehmer der Phonovorverstärker entfällt, entfällt auch die Entzerrer-Stufe, was einen blechernen Klang zur Folge hat. Die Kristall-Tonabnehmer sind bei der Abtastung selbst recht laut, so dass sie bei gering eingestellter Lautstärke deutlich zu hören sind. Dies verstärkt den blechernen Klang zusätzlich.

Der Verschleiß

Ein Kristall-Tonabnehmer benötigt eine wesentlich höhere Auflagegraft als ein Magnetischer. Während Magnetische in der Regel zwischen 1,5 bis 2,2 Gramm liegen, benötigen die Kristallinischen eine Auflagekraft von meist über 4,5 Gramm.

Dies klingt nun nicht nach einem großen Wert, betrachtet man aber die winzige Auflagefläche der Nadel, so kann man sich vorstellen welche Kräfte hier wirken.

Der Verschleiß der Nadel ist bei Kristall-Tonabnehmern durch die höhere Auflagekraft größer. Dies kann zur Folge haben, dass eine verschlissene Nadel auch die Schallplatte selbst beschädigt. Man kennt dies zum Beispiel bei Singles, welche lange in Musikboxen im Einsatz waren. Da ist nicht mehr viel von der Rille und damit auch von Klang vorhanden.

Vorüberlegungen

Mir ist es wichtig meine Schätzchen in möglichst originalen Zustand zu halten. Trotzdem sollten sie auch einen längeren Einsatz überstehen, ohne die Schallplatten zu beschädigen. Aus diesem Grund drücke ich beim Tonabnehmersystem gerne mal ein Auge zu.

Da die Umrüstung auf ein Magnet-Tonabnehmer jedoch zusätzliche Elektronik benötigt ist es mir sehr wichtig, dass ich den Umbau wieder Rückgängig machen kann.

Dies bedeutet für mich:

Hier beschreibe ich, wie ich einen Dual HS 132 mit einem Dual 1234 Plattenspielerchassis auf ein Manget-Tonabnehmersystem umgerüstet habe.

Der Vorteil beim Dual 1234 liegt darin, dass an dessen Headshell normale Halbzoll-Systeme verbaut werden können. Nachfolgende Dual Modelle haben ein Dual eigenes Befestigungssystem und benötigen daher Spezielle Tonabnehmersystem oder zusätzliche Adapter.

Der Versuch, die Versorgungsspannung in Form von Gleich- oder Wechselspannung von der eingebauten Elektronik zu beziehen ist samt und sonders gescheitert. Der Hauptgrund liegt im verwendeten günstigen, aber guten Phonovorverstärker. Auf ihm ist ein eigenes Netzteil verbaut, welches eine große Bandbreite bei der Stromversorgung ermöglicht.

Die Schattenseite: Bei Verwendung einer Gleich- oder Wechselspannung aus dem HS 132 fängt das ganze System an zu brummen, sobald die Masse des Phonovorverstärkers mit der Masse des eingebauten Verstärkers verbunden wird. Diese Verbindung ist jedoch zwingend erforderlich.

Ich habe mich daher dazu entschlossen für die Stromversorgung des Phonovorverstärkers ein separates 230V zu 12V Netzteil einzubauen.

Vorüberlegungen

Verwendete Teile

Für den Umbau habe ich folgende Teile verwendet:

Manget-Tonabnehmersystem

Audio-Technica AT-VM95C VM95-Serie, konische Nadel. Im Handel wird es unter 40,- € angeboten.

Stromversorgung

LED Trafo Mini 12V/DC: AC 230V auf DC 12V 850mA, ohne Mindestlastanforderungen. Dieses Netzteil ist extrem klein und lässt sich einbauen. Das Netzteil ist CE-Zertifiziert und mit 5,49 € sehr preiswert.

Phonovorverstärker

MM Phono Vorverstärker, ist direkt aus China oder über die Ebay für ca. 6,59 € zu beziehen. Das Modul kann mit einer Gleichspannung von 5V bis 16V oder mit einer Wechselspannung von 6V bis 20V betrieben werden.

Achtung: Es wird ein optisch ähnliches Modul angeboten, welches aber eine duale Spannungsversorgung benötigt. Dieses Modul ist für den Umbau nicht geeignet! Das geeignete Modul ist am Anschlussport der Stromversorgung zu erkennen, es hat nur zwei Klemmen, das ungeeignete hat drei Klemmen.

Sonstiges

Neben Kabelbindern, Litze für Niederspannung und Netzspannung, Adernhülsen und Klemmen werden auch noch ein paar Schrauben und Muttern benötigt.

Vorüberlegungen

Der Umbau

Bevor ich mit dem Umbau begonnen habe, habe ich den HS 132 auseinander gebaut. Die Kunststoffteile wurden gewaschen, die Elektronik entstaubt. Glücklicher weise waren die Potentiometer und Schalter in Ordnung, so dass hier keine Aktion notwendig war. Auch wurden die Entstörkondensatoren (Knallfrösche) bereits vom Vorbesitzer getauscht.

Den 1234 Plattenspieler habe ich ebenfalls zerlegt, altes Öl und Fett entfernt und neu abgeschmiert. Die Kontakte des Headshells wurden mit Kontaktspray und Isopropylalkohol gereinigt.

Umbau des Dual HS 132 Grundgerätes

Im ersten Schritt wurde die Tonleitung vom Plattenspieler abgezogen und von der Platine des Verstärkers ausgelötet.

An einem der mitgelieferten Kabel des Phonovorverstärker wurde ein Stecker abgeschnitten und die Litzen des Kabels auf der Verstärkerplatine verlötet. Die Belegung des originalen Kabels muss dabei beibehalten werden.

Am zweiten Kabel wird ebenfalls ein Stecker abgeschnitten und mit dem Plattenspieler verbunden. Hier habe ich die Litzen, nicht wie beim originalen Kabel, gesteckt sondern ebenfalls verlötet. Das verlöten minimiert die Übergangswiderstände, was bei den geringen Spannungen von Vorteil ist. Auch hier ist auf die richtige Belegung zu achten.

Wichtig: Im Gegensatz zu einem Cinch-Umbau müssen im Kurzschließer keine Drahtbrücken entfernt werden. Die Verdrahtung kann so wie sie ist übernommen werden.

Die Platine des Phonovorverstärkers habe ich mit einer Schraube und einer Mutter hinten links in der Grundplatte des HS 132 an einer vorhandenen Bohrung befestigt.

Das Netzteil habe ich hinter dem vorhandenen Trafo, ebenfalls an einer vorhandenen Bohrung befestig.

Um die geschaltete Netzspannung für das Netzteil abzugreifen, habe ich die Litzen welche den Plattenspieler versorgen, durchtrennt und mit je einer Klemme abgegriffen.

Wichtig: Die abisolierten Litzen immer mit einer Aderhülse versehen!

Zum Abschluss des Umbaus des HS 132 wurde noch der 12V Ausgang des Netzteiles mit dem Phonovorverstärker verbunden. Nun noch alles schön aufräumen und mit Kabelbindern versehen.

So schaut das Ergebnis aus:

Tipp am Rande: Das originale Tonkabel habe ich mit Kabelbindern im Gehäuse befestigt.

Umbau des Dual 1234 Plattenspielers

Hier ist eigentlich nicht viel zu tun. Die Trägerplatte des Tonabnehmersystems abnehmen, das originale System abnehmen, das neue Magnet-Tonabnehmersystem anschrauben und die Trägerplatte wieder einsetzen.

Mit Hilfe einer Einstellschablone von Ortofon habe ich den neuen Tonabnehmer justiert, wobei ich bei der Montage auf der Trägerplatte schon auf folgendes geachtet habe:

Mit dieser Methode war das System schon nahezu perfekt justiert.

Die Hochzeit

Zum Abschluss wurde das Chassis des Plattenspielers mit dem Phonovorverstärker und mit den Litzen der Netzspannung verbunden und wieder in das Gehäuse eingebaut.

Nach dem verbinden der Tonleitung und der Netzspannung mit dem Chassis des Plattenspielers wird dieser in das Gehäuse eingebaut.

Zum Abschluss muss die Auflagekraft eingestellt werden. Hierzu wird der Regler für die Auflagekraft und der Regler für das Antiskating auf null gestellt.

Nun wird der Tonarm von der Stütze genommen und durch drehen des Gegengewichtes ausbalanciert. Die Einstellung ist dann korrekt, wenn der Tonarm selbstständig in die Waagerechte zurückkehrt.

Das Audio-Technica AT-VM95C der VM95-Serie benötigt eine Auflagekraft von 2 Gramm, diese wird am entsprechenden Regler eingestellt. Ich habe mit einer Waage nachgemessen und die Angabe der Skala auf dem Regler stimmt mit dem angezeigten Wert der Waage überein.

Das Antiskating wird auf den Wert 2 der konischen Skala (der unteren) eingestellt.

Alles noch mal von Fingerabdrücken befreit und habe fertig!

Habe fertig